Das Wallis ist die trockenste Region der Schweiz. In den ersten sechs Monaten in diesem Jahr gab es nur drei richtige Regentage. Es war also eine planerische Meisterleistung, genau einen dieser Tage zu treffen!
Am Bahnhof von Ausserberg wurde unser Grüppchen bereits von Stefan erwartet. Wir brachten unser Gepäck im Hotel in Sicherheit und nahmen unter der gedeckten Veranda erst mal einen Kaffee. Die Wirtin machte uns Mut, bis zum Mittag sollte der Regen aufhören. Also machten wir uns auf den Weg. Nach einem Zwischenstopp bei Bea und Stefan ging’s durch das schöne Dorf aufwärts, dann durch Wiesen und schliesslich in die Felsensteppe. Dies ist eine typische Landschaft für die Lötschberg- Südrampe, mit vielen schönen und seltenen Gewächsen, die an die trockenen Bedingungen angepasst sind. Doch selbst viele dieser Überlebenskünstler waren nach dem sehr trockenen Frühling bereits dürr.
Rechtzeitig zum Mittagessen fanden wir ein Heustadel, dessen Tür vom Besitzer sympathischerweise offen gelassen worden war. Währenddem sich draussen die Vegetation vom Trockenstress erholte, nahmen wir – vom Regen geschützt – unser Picknick zu uns. Das Wetter konnte der guten Stimmung nichts anhaben, auch als es nach der Pause weiter ging. Im Steilhang entdeckten wir Steinböcke zwischen der kargen Vegetation. Und im Föhrenwald warteten Raritäten wie der Stengellose Tragant und der Dingel auf uns.
Dann hiess es zurück ins Dorf zu wandern, denn dort wartete der nächste Programmpunkt auf uns: ein Besuch in der Suonen-Brauerei. In der ehemaligen Käserei wird seit einigen Jahren Bier hergestellt, denn das Wasser der Gegend erwies sich als hervorragend für diesen Zweck geeignet. Die Braumeisterin erklärte uns in herrlich melodischem Walliserdeutsch die vielen Arbeitsschritte, währenddem wir uns gleichzeitig von der Qualität der drei Sorten überzeugen konnten. Das Bier war so gut, dass wir beim Verlassen der Brauerei feststellen konnten, dass sich der Regen verzogen hatte und bereits etwas blauer Himmel sichtbar wurde. Einem gemütlichen Abend im Hotel Bahnhof stand nichts mehr im Weg.
Auch am nächsten Morgen zeigte sich die Sonne, nun meldete sich auch ein alter Walliser zurück: der Wind. Die Frühexkursion war deshalb wenig ergiebig, denn die Vögel versteckten sich oder waren im Windrauschen nur schwer zu hören. Nach dem Zmorgebuffet ging’s mit dem Regionalzug nach Brig, wo Ilse schon auf uns wartete. Beim Gang durch die Altstadt hatten wir Gelegenheit, zwei Felsenschwalben an den Mauern des Stockalperpalasts ausgiebig zu beobachten. Es folgte ein kurzer aber heftiger Aufstieg nach Biela. Die Anstrengung lohnt sich, denn wir konnten zwei oder drei Wiedehopfe beobachten, die auf einer Wiese nach Futter stocherten – ein herrlicher Anblick.
Die Äcker von Bielachra sind bei BotanikerInnen in der ganzen Schweiz bekannt, denn sie werden noch ohne Unkrautmittel bewirtschaftet und eine reiche Ackerbegleitflora ist erhalten geblieben. Zwar hatten unter dem trockenen Frühling sogar die Unkräuter gelitten und waren weniger prächtig entwickelt, aber wir entdeckten viele Seltenheiten mit klingenden Namen wie Sommer-Blutströpfchen, Acker-Rittersporn, Schopfige Bisamhyazinthe, Braunes Mönchskraut oder Ackernüsschen.
Es war Zeit für eine ausgedehnte Mittagrast. Wir degustierten den ausgezeichneten Bergkäse, den Bea und Stefan mitgebracht hatten. Einige nutzten die Pause für eine Siesta, andere beschäftigten sich mit der Vielfalt von Insekten. Der Abstieg führte uns an weiteren Äckern vorbei und über schöne Bestände von Federgras. Zurück in Brig blieb noch etwas Zeit für einen Beizenstopp, bevor uns der Zug zurückbrachte. Ein herzlicher Dank an alle, die durch ihre Mithilfe und gute Laune zum Gelingen der Vereinsreise beigetragen haben.
Schreibe einen Kommentar